Das schwere Geschoss aus der .375 H & H Magnum hat ganze Arbeit geleistet, der Recke lag keine 30 Meter vom Anschus

Am Rande des Mecsek-Gebirges im Süden Ungarns lockte die Hirschbrunft. Vor allem die Pirsch durch die fast undurchdringliche Laubholzdickichte sorgte für unvergessliche Eindrücke.

Der noch recht kühle Morgen graut, und Oberjäger Attila und ich tasten uns langsam, aber leise an einen provisorischen Erdsitz heran. Schnell ist auch das Gebein in die lautlose und mollig warme Icefox Schurwolldecke mit Orbis-Tarn gewickelt. Das Röhren aus dem rund 350 Meter entfernten Bestand sorgt für Gänsehaut – zumindest bei mir, der nicht jahrein, jahraus an solch einem Spektakel teilhaben darf. Keine fünf Minuten nachdem wir sitzen, knackt es hinter uns, ein Altier mit Kalb und Schmaltier wechseln schemenhaft auf die Windwurffläche, keine 40 Gänge entfernt. Wieder knacken Äste hinter uns, und zaghaft folgt ihnen der Hirsch. Doch Attila schüttelt den Kopf, und auch ich sehe dann einen jungen Hirsch vom etwa 5. Kopf, ein ungerader Zwölfer, der, angestachelt durch unseren Hirschruf, eine junge Buche vor unseren Augen zerfetzt und sogar bis auf zehn Meter herankommt. Irgendwann küselt der Wind, und der Spuk ist so schnell vorbei, wie er kam.

 

Die Wolldecke von Icefox ist ein ständiger Begleiter in Herbst und Winter

 

Am Vorabend hatte ein Jäger schon Waidmannsheil gehabt und an einer Freifläche einen 7,3-Kilogramm-Hirsch gestreckt, der heute morgen bei der Nachsuche längst verendet 50 Meter vom Anschuss gefunden wurde. Richtig schwer werden die Mittelgebirgshirsche hier nicht, das kann man nicht mit den Donauauen vergleichen.

Neues Spiel, neues Glück

Trotzdem ist die Stimmung ausgelassen, und beim Streckelegen und Verblasen verschwinden auch ein, zwei Gläschen Jägermeister in den staubtrockenen Kehlen der Jäger, bevor es danach erstmal für ein paar Stunden in die Kojen geht, um spätnachmittags wieder fit im Wald zu sein.
Dabei sind wir stets auf Achse. Immer rauf und runter geht es durch die bizarre Mittelgebirgslandschaft. Die Mischwälder bestehen aus Eiche, Ahorn, Akazie, Linde und anderen Laubholzarten, vor allem im Jungbestandsalter sind sie mehr als bürstendicht bestockt. Dazwischen zieht sich ein Netz von Wald- und Pirschwegen, dabei gilt es immer wieder stehen zu bleiben und zu verhören. Gute Stimmen gehen wir an. Am frühen Nachmittag des zweiten Tages kommen wir bis auf Tuchfühlung ran. Plötzlich wechselt ein rechts aus der Dickung ziehender Hirsch uns an, aber der Wind passt und er verschwindet wieder, ohne uns spitzbekommen zu haben. Es entspinnt sich ein Duell zwischen zwei Kontrahenten, und wir mittendrin. Ich habe auf Attilas Geheiß längt die Waffe unten und warte. Dann geht alles ganz schnell – links kracht es, und in voller Fahrt preschen beide Hirsche zehn Meter vor uns über den Weg. Es ist nichts zu machen, wir sehen nichts mehr vom stärkeren der beiden. Und der hat es plötzlich so eilig und ist im wahrsten Sinne des Wortes Minuten später über alle Berge.  
Wir pirschen weiter und orientieren uns um, denn wir hören im Tal eine ebenfalls passable Stimme. Während wir konzentriert vorangehen, knackt es völlig unerwartet hinter uns, und Attila hat einen passenden Hirsch der Sechs-Kilo-Klasse in Anblick. Ganz behutsam pirschen wir ihn im Altholz an. Manchmal ist das Glück auch auf Seiten der Hirsche, denn sein Blatt ist durch eine 30 Zentimeter starke Eiche verdeckt. Ich will mich gerade im Anschlag verändern, als der gerade Zwölfer mit den hellen Stangen meine Bewegung weghat und wie ein Strich im angrenzenden Stangenholz verschwindet. Wir gehen in voranschreitender Dämmerung noch einen frisch gerodeten Schlag an, doch wir kommen zu spät. Der Hirsch, den Attila zwei Tage vorher dort bestätigt hatte und den wir gerade noch gehört haben, ist schon durch und von der Dämmerung verschluckt. Mit müden „Häuptern“ schlendern wir den Weg bergauf zum Auto zurück.
Keine 30 Meter vor uns unter einem Walnussbaum hören wir das laute Schmatzen und Grunzen einer Schwarzwildrotte, der wir uns bis auf zehn Meter nähern. Stille, eine stärkere Sau bläst, doch Attila reagiert gekonnt, indem er eine aufgehobene Nuss in seinen Händen zerquetscht und schmatzende Geräusche von sich gibt – schon beruhigt sich die Rotte wieder. Im Zeitlupentempo stehlen wir uns auf fünf Meter an ihnen vorbei.  

Zu hoch gepokert?

Wieder quälen wir uns aus den Federn, fahren raus, verhören und spulen Kilometer für Kilometer ab. Dabei pirschen wir auf eine ordentliche Stimme zu. Im dichten Zeugs laufen wir aber voll auf einen der jungen Beihirsche auf, der uns sofort weghat. Wirklich alte Hirsche haben wir hier noch nicht gesehen, dafür viele mittelalte mit kleinem Kahlwildrudel. Abends dann das Kontrastprogramm im südlichen Teil, denn wir sitzen an einer großen Wiese. In der Mitte abgeschnittene Maispflanzen. Meine Stimmung sinkt, denn an der Kirrung wollte ich meinen Hirsch nun wirklich nicht schießen. Tatsächlich, es kommt auch ein braver Vierzehnender über die Wiese geschaukelt, und als mich Attila fragt, ob ich ihn erlegen möchte, zögere ich, um schließlich zu verneinen. Denn diese beinahe schießstandähnliche Situation steht im totalen Kontrast zu dem, was wir gemeinsam die letzten Tage erlebt hatten.  
In der Nacht grübele ich über die ungenutzte Chance. Als wir am nächsten Morgen noch einmal die Wiese anpirschen, dreht ständig der Wind und es fängt an zu regnen. Der letzte Morgen fällt buchstäblich ins Wasser. „Verzockt, du fährst ohne Hirsch nach Hause“, schießt es mir in den Kopf. Attila aber gibt nicht auf, wir pirschen zu Tal – Sturm und Regen werden immer heftiger. An Verhören ist gar nicht zu denken. Mehr lustlos trabe ich hinter dem Oberjäger her. Nach 20 Minuten überlege ich schon, ob ich ihn zur Rückkehr bewegen soll. Urplötzlich Wildkontakt! Kahlwild springt vor uns ab. Die jagdlichen Lebensgeister sind schlagartig wieder zurück. Wir pirschen hinterher, runter in ein Bachbett und langsam wieder den Hang hinauf. Da stehen sie – Alttier, Kalb und Schmaltier. Attila deutet an, dass ich mich hinter der Zwieselbuche fertig machen soll, der Hirsch wäre bestimmt nicht weit. Doch was dann auf der Bildfläche erscheint, ist gerademal ein Hirschlein vom 2. Kopf. Zwei, drei Minuten äsen sie auf dem Waldweg, dann sind sie weg. Enttäuschung macht sich breit...

Plötzlich meldet eine gute Stimme

Doch keine 100 Meter von uns entfernt durchdringt plötzlich ein tiefes Röhren das Plätschern und Tropfen im Laubwald. Zeitgleich setzt Starkregen ein, und Attila sagt: „Vollgas, es ist so laut im Bestand, wir können rasch ran.“ Wir steuern auf einen dichten Jungbestand zu, es ist kurz vor sieben und darin noch finster – vorsorglich drehe ich das Absehen auf 2,5fach runter und mache den Leuchtpunkt an. Dann dringen wir in den dichten Bestand ein, kommen aber keine sieben, acht Meter, als Attila plötzlich zur Salzsäule erstarrt. Da blicke ich über seine Schulter in die Lichter eines jüngeren Beihirschs. Der hält noch drei Sekunden aus und geht in voller Fahrt prasselnd durch das Laubstangenholz nach rechts ab.
Attila schickt ihm zwei, drei Trenzer hinterher, um dem Alten zu signalisieren, dass der Junge vor einem Nebenbuhler abgesprungen ist. Schritt für Schritt gehen wir weiter, kommen aber nur etwa 15 Meter, als Attila vor mir in sich zusammensinkt. Ich tue es ihm gleich und sehe im Zusammenfallen 25 Meter vor uns im Bestand die Silhouette eines Hirschs, der in unsere Richtung äugt. Attila windet sich wie ein Aal und spekuliert mit den Fernglas zum Hirsch, der spitz auf uns zuwechselt und von oben herab auf die zwei vermeintlichen Überläufer äugt.
Der Oberjäger dreht sich zu mir, krümmt den Zeigefinger und haucht „guter Hirsch, mindestens sieben Kilo“. Ich sehe die dunklen, wuchtigen Stangen, und wie aus dem Nichts dreht der Hirsch bei und zeigt auf 20 Meter zwischen den Stämmen sein Blatt. Alles andere läuft automatisch – im Knien lasse ich mich nach vorn neben Attila fallen, streiche an einer dünnen Eiche an und drücke ab. Aufgrund der nahen Entfernung habe ich hochblatt angehalten und das 19,4-Gramm-Teilmantel HiShok der .375 H & H Magnum aus meiner Winchester 70 Safari Express auf die Reise geschickt. Im Schuss ruckt der Hirsch zusammen, geht vorn runter, sammelt sich und kracht polternd davon.  

Ende gut, alles gut!

All die Anspannung fällt ab, und jetzt muss auch ich als Nichtraucher erstmal eine Zigarette durchziehen. Wir stehen fünf Minuten da, lassen im Dauerregen alles noch einmal leise Revue passieren und begeben uns auf die Suche nach dem Anschuss. Wir pirschen langsam in Fluchtrichtung, und keine 30 Meter vom Anschuss liegt der gefällte Recke. Ich bin glücklich, Attila und ich fallen uns in die Arme. Langsam gehen wir näher, fassen in die Stangen, die abgebrochene Eissprosse des alten Raufers hatten wir gar nicht richtig gesehen.
Während Attila den Pickup holt, halte ich nachdenklich, aber zufrieden im strömenden Regen Totenwacht. Dabei denke ich an den gestern Abend pardonierten Hirsch – manchmal verliert man, manchmal gewinnt man. Als Attila wieder zurück ist, drückt er es sehr viel spiritueller aus: „Der Hirsch gestern Abend war nicht dein Hirsch. Jeder findet seinen ganz persönlichen Hirsch, bei dem am Ende alles passt!

Die richtige Jagdbekleidung für die Rufjagd auf Rothirsche

Egal ob in Ungarn oder den Karpaten, Jagdbekleidung sollte für die Hirschbrunft flexibel gewählt werden. Oft tritt man früh Morgens aus dem Auto und es herrschen klamme Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt - unter Tags bzw. bei der Abendpirsch kann das Thermometer jedoch schnell über 15 Grad steigen. Die Lodenjacke "Woolverine Active" in Kombination mit einem Pullover aus Bambusfleece und Unterwäsche aus Bambus sorgen dafür, dass Sie trocken bleiben und sich Schickt um Schicht auf die jeweilige Temperatur anpassen können. 

Und falls es regnet? Gib Gummi!

Das natürliche Wollfett Lanolin bleibt erhalten und macht Loden wasserabweisend. Es dauert schon eine ganze Weile, bis Wasser seinen Weg nach innen findet. Deshalb kombiniert Icefox zusätzlich im Schulterbereich der Jacke oder im Schienbein- und Kniebereich der Hosen Loden gern mit gewachster Baumwolle oder bei der „Woolverine“ sogar mit einer wasserdichten Membran. Doch selbst eine solche Funktionsmembran gibt irgendwann auf und Wasser dringt ein. Hier hilft nur noch Gummizeugs wie ein grüner „Friesennerz“ oder eine Überziehjacke und -hose in 3XL aus dem Anglerbedarf. Die sind absolut wasserdicht! Allerdings sind sie daher nichts für die Pirsch und körperliche Bewegung, denn darin steht man schnell im eigenen Saft, da der Abtransport der Feuchtigkeit vom Körper weg hier nicht funktioniert. Sitzen bleiben und den Regen über sicher ergehen lassen lautet dann die Devise!

 

Text & Bild: Sascha Numßen, numssen@gmx.de, Mobil +36 300 85 1071

Sascha Numßen, Árpad utca 8, 8394 Alsópáhok, numssen@gmx.de, Mobil +36 300 85 1071
Oktober 01, 2023 — Sascha Numßen