Jagd ist ein Handwerk und das Gewehr unser Werkzeug. Sichere Handhabung und Training sind Pflicht und nicht nur Kür. Dennoch kennen Jungjäger genauso wie „alte Hasen“ das Phänomen des Muckens. So findet man zurück zu alter Präzision oder kann schon beim Neuwaffenkauf verhindern, dass es überhaupt so weit kommt.

 

Als ich mir 1994 meinen ersten Repetierer in .30-06 kaufte, legte mir der Büchsenmacher zwei Schachteln RWS 9,7 g TM-Spitz mit dazu. Der Rückstoß war kein Problem. Später rüstete ich wegen des Schwarzwilds um und griff geschossgewichtsmäßig nach den Sternen: 14,3 g sollten es künftig sein! Das Ende vom Lied: Die Donnerbüchse keilte aus wie ein Maultier, und ich gewöhnte mir das Mucken an.

Das ist zwar längst Geschichte, doch wenn man im Schießkino neben Schützen steht, deren Waffe bereits leergeschossen ist und sie trotzdem abziehen, keilen viele nach unten aus. Mucken ist kein Einzelfall und keine Schande, sondern verbreiteter, als man denkt.

Kaliber und Geschosswahl

Allzu gerne sitzt man der Werbung auf und meint, ohne das neue Superkaliber jagdlich nicht mehr bestehen zu können. Dabei sollte sich die Kaliberwahl immer an den zu bejagenden Wildarten orientieren. Selbsteinsicht ist dabei elementar: Ist man rückstoßempfindlich oder verträgt man problemlos auch zehn, 15 Schuss Magnum hintereinander? Dabei sollte man berücksichtigen, dass der Rückstoß auf der Jagd nie als so hart empfunden wird wie beim Einschießen auf dem Stand.

Insgesamt gilt: Lieber ein kleineres Kaliber und den Treffersitz an der richtigen Stelle als eine Patrone, vor deren Rückstoß man Angst hat! Darüber hinaus ist es wichtig, dass man z.B. kurze Läufe nur mit einem Kaliber kombiniert, das seine volle Leistung auch in einem kurzen Rohr erbringt – etwa eine .308 Win. aus einem 50-cm-Lauf. Denn zündet man z.B. eine 7x64 aus einem Stutzenlauf, dann macht sich das durch magere Leistung (v0-Einbußen von über 10 %), lauterem Knall und mehr Rückstoß bemerkbar.

Bleifreie Geschosse sind in der Regel deutlich leichter.
Das macht sich auch durch weniger Rückstoß bemerkbar.
Eine andere Alternative ist es, mit der Geschossmasse runterzugehen, denn auch sie hat Einfluss auf die Kraft, die uns mittels Rückstoß durchrüttelt. Harmoniert ein geringeres Geschossgewicht gut mit der Dralllänge, werden Präzision, Wirkung und damit jagdlicher Erfolg nicht ausbleiben. Hier punkten gerade bleifreie (!) Geschosse, die werkstoffbedingt deutlich leichter ausfallen!

Gewicht und Konstruktion

Heutzutage spielt das Waffengewicht eine eher untergeordnete Rolle, außer bei Berg- und Pirschjägern, wo jedes Gramm weniger mehr ist. Daher sollte man lieber eine etwas schwerere Waffe wählen.

Eine andere Variante sind dickere Läufe. Auch sie haben einen positiven Einfluss auf das Rückstoßverhalten der Waffe und machen sie etwas kopflastiger. Wenn es das Kaliber zulässt, dann ist ein kurzer, dicker Lauf ohnehin die beste Wahl, da er weniger Eigenschwingungen im Schuss entwickelt und meist noch eine bessere Präzision liefert.

Drauf und dran

Am Gewehr selbst gibt es Anbauoptionen, die den Rückstoß im Zaum halten. Beim Hinterschaft ist die einfachste Lösung die Montage einer dicken Gummischaftkappe. Darüber hinaus gibt es „Kickstop“, ein mit Granulat gefülltes und im Hinterschaft eingelassenes Rohr, das jedoch auch dafür sorgt, dass die Balance der Waffe durch das Mehrgewicht von etwa 350 bis 400 g flöten geht.

Oft aber ist es noch nicht einmal ein zu kurzer Schaft, der die Schmerzen verursacht, sondern eine falsche Schaftgeometrie. Und die kickt nicht unbedingt schmerzhaft in die Schulter, sondern aufs Jochbein und damit ins Gesicht. Was zwangsläufig zum reflexartigen Zukneifen des Zielauges führt. Lochschäfte bieten nicht nur die perfekte und immer gleiche Abzugsfinger-Position, sondern dank des ausgeprägten Pistolengriffs mitunter eine bessere Waffenkontrolle, da auch die Muskelverspannung im Unterarm wegfällt.

Der Schalldämpfer reduziert Knall, Rückstoß, Mündungsfeuer
und meist schießt die Waffe mit auch noch präziser!
Eine weitere technische Möglichkeit ist die Mündungsbremse (MB). Die Gase werden mehr oder weniger schräg nach hinten abgeleitet, wodurch die Waffe leicht aus der Schulter gezogen wird. Das reduziert den Rückstoß um bis zu 30 %. Doch kein Licht ohne Schatten: Eine Waffe mit MB lässt sich nicht mehr ohne Gehörschutz schießen!

Die bessere Alternative und seit ein paar Jahren auf der Jagd erlaubt, ist der Schalldämpfer. Er mindert den Knall, reduziert den Rückstoß, schluckt das Mündungsfeuer und liefert in der Regel noch mehr Präzision!

Übung macht den Meister

Doch manchmal kommen all diese Ratschläge zu spät, denn die „Schlägerin“ steht bereits im Waffenschrank. Natürlich kann man eine Schaftkappe oder einen Schalldämpfer nachrüsten. Doch je nach Grad der „Schussscheue“ hilft nur noch sensibles Training. So habe ich mich selbst wieder auf Spur gebracht – vom Kleinkaliber- und Hornet-Training über ein in der Schießweste eingelegtes Recoil-Shield (Rückstoßminderer) bis hin zur Reduzierung des Geschossgewichts auf 10,7 g bei der .30-06.

Hat das Mucken einen fest im Würgegriff, kommt man um das
Üben mit kleinem Kaliber wie .22 Hornet nicht herum.
Besonders wirksam war das Training mit einem Freund, den ich meine Waffe von der Seite beladen ließ, während ich zur anderen Seite schaute. Mal war eine Patrone in der Kammer, mal nur eine leere Hülse. So feuerte ich die Waffe manchmal leer ab und merkte, wie ich dabei aus dem Ziel riss. Dann war mal wieder ein scharfer Schuss drin. So minimierte ich von Schuss zu Schuss meine Angst und steigerte Konzentration und so wieder die Treffer-Ergebnisse.

Seit Jahren ist das Mucken bei mir Geschichte und meine Büchse für die Auslandsjagd eine .375 H&H Magnum, mit der ich auch ausgiebig auf dem Schießstand trainiere. Zu dem langsamen Wieder-Herantasten kommen mit den Jagdjahren natürlich auch größere Erfahrung und wachsende Abgebrühtheit. Darüber hinaus schieße ich meine Jagdwaffen, die keinen Schalldämpfer haben, stets mit elektronischem Gehörschutz und die anderen eben mit „Flüstertüte“.

Berücksichtigt man die Tipps, klappt’s auch bald wieder
mit einer „sauberen Kugel“. Beim Neuwaffenkauf kann
man diese Probleme von vornherein ausschließen.
 
Denn eines liegt neben dem Rückstoß ebenfalls auf der Hand: Jeder Schuss ist für unser empfindliches Gehör unangenehm. Ich wage mal zu behaupten, dass ein Schütze mit Gehörschutz stets präziser trifft als ohne!

Das richtige Einschießen

Schießen ist maximale Konzentration und das perfektes Zusammenspiel zwischen Zielauge und Abzugsfinger. Ein paar Dinge gilt es zu beachten, dann sind präzise Trefferbilder kein Hexenwerk:
  • Gewehrriemen abnehmen.
  • Mit der Laborierung schießen, mit der die Waffe eingeschossen ist. Verschiedene Laborierungen durcheinander schießen macht keinen Sinn.
  • Beim aufgelegten Schuss eine Dreipunktauflage wählen (Vorderschaft, Hinterschaft, Arme).
  • Die Auflagehöhe so wählen, dass der Oberkörper in angenehmer Position verweilt.
  • Der Lauf muss frei schwingen können. Also Finger weg und schon gar nicht mit dem Lauf auflegen. Dafür ist der Vorderschaft da!
  • Auch die Hand hat auf dem Zielfernrohr nichts zu suchen.
  • Vorderschaft immer exakt auf der gleichen Position auflegen.
  • Benchrest-Gewehrauflage für den Vorderschaft, Ohrensäckchen für den Hinterschaft.
  • Schussabgabe in angenehm ausgeatmetem Zustand; kurz bevor die Lunge leer ist sanft den Atem anhalten. Das Anhalten sollte zehn Sekunden nicht überschreiten!
  • Wenn das Absehen auf dem Ziel (z.B. schwarzes Schusspflaster) ruht, Finger auf das Abzugszüngel legen.
  • Der Druck wird stetig erhöht, bis der Schuss bricht (man muss davon überrascht werden).
  • Wer Höhe oder Seite am Zielfernrohr verstellen muss, sollte das frühestens nach drei, besser nach fünf Schuss tun. Eine Gruppe zeigt die Abweichung besser, und deren ermitteltes Zentrum bestimmt den Verstellweg.
  • Bei fremden Waffen sollte man sich vor dem scharfen Schuss mit der Handhabung und der Abzugchrarakteristik vertraut machen.
  • Trockentraining daheim festigt die Waffenhandhabung, übt die Abzugskontrolle und das Zusammenspiel mit dem Zielauge.

Die Übung macht man zu zweit. Einer sagt das Ziel an und stoppt
die Zeit, der andere versucht einen sauberen Treffer zu setzen!

Eine Übung für Fortgeschrittene

Schießen macht Spaß, vor allem zu zweit. Eine gute Übung sind kleine farbige Ziele wie Dreiecke, Kreise oder Quadrate (3 bis 5 cm Seitenlänge). Davon kann man mehrere auf ein DIN A3-Blatt bringen und anschließend Farbkopien anfertigen.

Das Training liegt nun darin, dass der Beobachter das Ziel ansagt (z.B. gelber Kreis) und der Schütze fünf Sekunden Zeit hat, um einen sauberen Schuss darauf abzugeben. Dann wird ein anderes Ziel benannt und wieder geschossen. Die Zeit, die für den Schuss zur Verfügung steht, kann man – je nach Übungsgrad – beliebig verlängern oder verkürzen.

So lernt man schnell die Waffe auf Ziel auszurichten, die Atmung zu kontrollieren und sauber abzuziehen und zu treffen. Schließlich gibt es auf der Jagd immer wieder Überraschungen, auf die man rasch reagieren muss.




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Mit den Maßen 205x140 cm ist die Wolldecke groß genug, um sogar noch eine zweite Person damit zu schützen und sollte damit in keinem Jägerauto fehlen.


Text & Bild: Sascha Numßen, numssen@gmx.de, 0036 300 85 1071

Februar 02, 2024 — Sascha Numßen